Praxis

Beraten und Vertrauen aufbauen, wo die älteren Menschen sind

Wer braucht welche Unterstützung, um auch im Alter im eigenen zu Hause leben zu können – und das möglichst gesund und selbstbestimmt? Die Mobile Altersarbeit Biel Ost geht an Orte, wo sich ältere Menschen aufhalten. Dort ermöglicht die operative Leiterin und ausgebildete Sozialarbeiterin Edith Schmid einen niederschwelligen Kontakt und baut Vertrauen auf – eine Grundlage für offene Gespräche, Beratung und eine bedürfnisorientierte begleitende Unterstützung.

Einmal im Monat ist Edith Schmid am Mittagstisch im Calvinhaus der Reformierten Gesamtkirchgemeinde Biel anzutreffen und zweimal monatlich leitet sie das Café Calvin. Das ermöglicht einen niederschwelligen, direkten Kontakt zwischen den älteren Menschen und der Sozialarbeiterin. «Am Mittagstisch und im Café können die älteren Menschen auf mich zukommen und wir haben Zeit, uns langsam gegenseitig kennenzulernen und eine gemeinsame Vertrauensbasis aufzubauen. Das ist enorm wichtig, damit ich die älteren Menschen unterstützen und begleiten kann.» Darüber hinaus ist sie natürlich telefonisch und per E-Mail erreichbar.

Das Erstgespräch an einem vertrauten Ort

Wer Unterstützung benötigt, kann sich mit Edith Schmid zu einem ersten Beratungsgespräch treffen. Auf Wunsch der älteren Menschen macht Edith Schmid dafür Hausbesuche oder trifft sie an einem anderen Ort, an dem sie sich wohl fühlen. Die vertraute Umgebung macht es einfacher, über schwierige Themen zu sprechen. In diesem Gespräch geht es darum, die Situation des Menschen kennenzulernen und seinen individuellen Bedarf zu identifizieren. Edith Schmid zeigt ganz unterschiedliche bedürfnisorientierte Unterstützungsangebote auf und arbeitet dafür mit über 30 Dienstleistenden zusammen: mit Besuchsdiensten, bei denen der soziale Kontakt im Zentrum steht, mit Begleitdiensten, die beim Einkaufen oder beim Gang zum Coiffeur Gesellschaft leisten und unterstützen, aber auch mit Reinigungsservices oder administrativen Unterstützungsangeboten, bei denen die Sache und nicht das Zwischenmenschliche im Vordergrund steht.

Manchmal kommen auch Angehörige oder andere Bezugspersonen von älteren, weniger mobilen Menschen auf Edith Schmid zu: Ein junger Mann zum Beispiel erfuhr durch eine Nachbarin von der Mobilen Altersarbeit und nahm Kontakt mit Edith Schmid auf, um den Kontakt zwischen ihr und seiner Mutter zu knüpfen. In solchen Fällen nimmt auch die Bezugsperson am Erstgespräch mit Edith Schmid teil.

Die Selbstständigkeit wahren

Um die Selbstständigkeit der älteren Menschen zu wahren, leistet Edith Schmid in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe und überlässt es – wenn immer möglich – ihnen, ihre Unterstützung selbst zu organisieren. Auf Wunsch übernimmt sie diese Organisation aber auch. Zum Beispiel bei der älteren Dame, die nach einem Sturz nicht mehr gut in die Badewanne ein- und aussteigen konnte und sich unwohl fühlte, wenn sie nackt vor der Spitex stand: Edith Schmid überlegte mit ihr, was sie tun könnten, um ihre Selbstständigkeit und ihr Wohlbefinden wieder zu fördern. Die Dame entschied sich dafür, bei der Badewanne eine Stange installieren zu lassen, an der sie sich festhalten konnte. Sie wünschte sich, dass Edith Schmid den Dienstleister wegen der Stange kontaktiert. Danach organisierte die Dame selbst und teilte der Spitex mit, dass sie ihre Dienstleistung im Badezimmer nicht mehr benötigte.

Sich Zeit nehmen für die älteren Menschen

Manchmal braucht es gar keine zusätzlichen Dienste: Im Calvinhaus kam eine ältere Dame auf Edith Schmid zu, die unsicher war beim Ausfüllen des Anmeldeformulars für ein Altersheim. Edith Schmid nahm sich Zeit für die Dame. Gemeinsam besuchten sie das Altersheim und erledigten die Anmeldung.

Ältere Menschen gehen zwar auf Edith Schmid zu, weil sie realisieren, dass sie Unterstützung benötigen – doch gleichzeitig fällt es vielen auch schwer, dies zu akzeptieren und Unterstützung anzunehmen. Das erfordert eine einfühlsame Kommunikation der Sozialarbeiterin. Sich Zeit nehmen, um die älteren Menschen kennenzulernen, das Vertrauen aufzubauen und ihre Bedürfnisse zu analysieren – das ist eine wichtige Voraussetzung für die mobile Altersarbeit. «Die aufgegleiste Unterstützung muss sich an der Situation des älteren Menschen und seinem individuellen Bedarf orientieren. Das ist essenziell, um mit den Unterstützungsangeboten sein psychisches, soziales und körperliches Wohlbefinden erhalten oder fördern zu können.»

Ins Leben gerufen hat die Mobile Altersarbeit die Stiftung Alterswohnheim Büttenberg. Das Pilotprojekt läuft von 2022 bis 2024. Ende 2021 begann Edith Schmid die Mobile Altersarbeit Biel Ost für die Stiftung aufzubauen. Dabei stand sie im regen Austausch mit der Mobilen Altersarbeit in Basel – eine wertvolle Unterstützung in vielen Fragen.

Mobile Altersarbeit Biel Ost