Qualitätsmerkmale für die betriebliche Gestaltung

Um gute Betreuung im Alter leisten zu können, gilt es, die Leitlinien auch auf betrieblicher Ebene zu berücksichtigen und in der Organisationskultur zum Ausdruck zu bringen. Das gilt für alle professionellen Akteure – für die Spitex, die intermediären und stationären Einrichtungen genauso wie für Hilfswerke und Verbände.

1

Gute Betreuung im Alter braucht eine verbindliche strategische Ausrichtung.

Die Ausrichtung auf gute Betreuung als Anspruch und Aufgabe kann eine Organisation auf strategischer Ebene zum Ausdruck bringen, indem sie zum Beispiel in einem Leitbild, einer Mission oder Ähnlichem auf diese Zielsetzung verweist. Darauf aufbauend können Fachkonzepte entwickelt werden, die aufzeigen, wie die strategische Ausrichtung auf eine gute Betreuung im Alltag der Organisation umgesetzt wird.

2

Gute Betreuung im Alter erfordert Personal mit einer geeigneten Ausbildung und entsprechenden fachlichen und persönlichen Kompetenzen.

Für professionelle Betreuung kommen neben Betreuungsfachpersonen mit einer spezialisierten Ausbildung (wie Fachangestellte Betreuung oder Aktivierungsfachpersonal) auch Fachpersonen mit sozialarbeiterischer oder sozialpädagogischer Ausbildung in Frage.

Ebenso muss Betreuung als Teil pflegerischer Arbeiten verstanden werden. Professionelle Betreuung darf den Fokus aber nicht ausschliesslich auf Pflege legen. Es ist deshalb nötig, dass Pflege- und Betreuungsfachpersonal eng zusammenarbeiten und dass eine Kultur des gegenseitigen Lernens und Lehrens zwischen den beiden Fachbereichen gefördert wird.

Die notwendige betriebsinterne Aus- und Weiterbildung dieser Fachpersonen soll Wert auf jene Kompetenzen legen, die für eine gute Betreuung unabdingbar sind. Dazu gehören neben professionellen Fähigkeiten und dem spezifischen Fachwissen auch kommunikative Kompetenzen, Kenntnisse der systemischen Beratung, Methoden-Know-how und reflexive Handlungskompetenz sowie die Fähigkeit, konzeptionell und interdisziplinär zu arbeiten. Da sich gute Betreuung nicht auf einzelne Personen und Fachgruppen eingrenzen lässt, sind Betriebe gefordert, Betreuung im weitesten Sinne als Aufgabe der ganzen Institution anzusehen und ihr gesamtes Personal entsprechend zu schulen.

Auch die Rekrutierungsstrategie ist auf einen Personalmix auszurichten, der gute Betreuung tatsächlich ermöglicht. Das führt dazu, dass in der Spitex und in den Alterseinrichtungen mehr unterschiedliche Berufsgruppen tätig sind. Zu klären ist zudem – sowohl im stationären Bereich als auch in ambulanten Organisationen –, welche Aufgaben Familienangehörige und Freiwillige in der
Betreuung wahrnehmen können.

3

Gute Betreuung im Alter muss Teil des betrieblichen Alltags werden.

Die betrieblichen Abläufe sind so zu gestalten, dass Betreuung Zeit und Raum findet. Eine sinngebende Gestaltung der freien Zeit muss nicht eine besondere Aktivität sein, sondern kann durch den Einbezug der betreuten Personen in den Alltag der Einrichtung zum Ausdruck gebracht werden. Das drückt sich auch in einem Führungsstil aus, der sich für eine gute Betreuung ausspricht, vieles der Selbstorganisation der Teams überlässt und die Zusammenarbeit zwischen dem Betreuungs- und anderem Fachpersonal fördert.

4

Gute Betreuung im Alter braucht eine Infrastruktur mit geeigneten Räumen und Rückzugsmöglichkeiten.

Bauliche Massnahmen tragen dazu bei, die Selbstständigkeit der betreuten Personen zu erhalten und zu fördern (z. B. Akustik, Bodenbeläge, Lichtquellen, Türöffnungssysteme). Dazu gehört auch die barrierefreie und generationenübergreifende Gestaltung des Sozialraums um die Einrichtung herum. Hier berühren sich betriebliche Strukturen mit einer altersgerechten Einrichtung von Quartieren und Gemeinden, die es ermöglicht, eine sinngebende Alltagsgestaltung über die eigene Wohnung oder die stationäre Einrichtung hinaus im öffentlichen Raum zum Ausdruck zu bringen.

5

Gute Betreuung im Alter ist als Ausdruck des betrieblichen Erfolgs und als gesellschaftliches Ziel zu verstehen.

Die vorhandenen Instrumente zur Qualitätssicherung und zur Messung der Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden können mit Blick auf eine gute Betreuung weiterentwickelt werden. Dazu können neue Indikatoren berücksichtigt werden, die eine solche betriebliche Ausrichtung dokumentieren. Wertvoll wäre der betriebsübergreifende Vergleich: Er würde es erlauben, ein eigentliches Benchmarking und Voneinander-Lernen (Benchlearning) in der guten Betreuung im Alter zu etablieren. Damit gewinnen Organisationen und Betriebe sowie Leistungserbringerinnen und Arbeitgebende an Attraktivität.