Live-Talk I Juni 2020

Was macht gute Betreuung im Alter aus? Und wie lässt sie sich verankern?

Der Live-Talk zum «Wegweiser für gute Betreuung im Alter» zeigt, wie dringend die Debatte rund um die Betreuung im Alter ist. Die Corona-Pandemie hat dies noch einmal verdeutlicht, so die Autoren des Wegweisers, Prof. Dr. Carlo Knöpfel und Riccardo Pardini von der FHNW. Gegenüber der Moderatorin Sonja Hasler betonten sie zudem, wie wichtig es ist, den Dialog zwischen den zahlreichen Akteurinnen und Akteuren anzuregen.

Die Autoren und die Gesprächsteilnehmenden, Dr. Thomas Heiniger, Dr. Daniel Höchli und Ursula Jarvis waren sich einig: Das System setzt heute falsche Anreize, indem es zum Beispiel rein medizinische Indikatoren für die Beurteilung von Heimen verwendet. «Es ist ein Mangel, dass Betreuung anders behandelt wird als Pflege. Es geht um den Unterstützungsbedarf der Menschen. Und ob man die Unterstützung erhält, die man braucht, sollte nicht vom Finanzierungssystem abhängen», meinte Dr. Daniel Höchli, Direktor Curaviva Schweiz.

Gute Zusammenarbeit ist entscheidend

Obwohl Pflege und Betreuung stark miteinander verbunden sind, ist der Hauptanteil der Care-Arbeit eben oft nicht Pflege sondern Betreuungstätigkeiten wie ein Gespräch während dem Mittagessen oder die Unterstützung bei der alltäglichen Haushaltführung. «Wir sollten den Wert der Betreuungsleistungen herausstreichen. Frühzeitige gute Betreuung ist für die psychische Gesundheit wichtig», so Dr. Thomas Heiniger, Präsident Spitex Schweiz und Schweizerisches Rotes Kreuz. Entscheidend sei die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen und Institutionen.

Nebst der Finanzierung – die alle Gesprächsteilnehmenden als grosse Herausforderung sehen – wiesen mehrere Zuhörer via Chat darauf hin, dass Hilfe anzunehmen eine grosse Herausforderung für unsere Gesellschaft sei: Denn heute ist dies die Unabhängigkeit. Oder wie Ursula Jarvis, Sozialdiakonin, Leiterin einer Angehörigengruppe und betreuende Angehörige, verdeutlichte: «Gute Betreuung bedingt, dass ich Zeit habe und auf die Beziehung fokussiere. Es geht nicht einfach darum, alte Menschen satt und sauber zu haben, sondern sie in ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen und im Gespräch zu begleiten.»