Forum Mai 2019

Braucht es ein Anrecht für alle?

Wer soll die gute Betreuung im Alter in Zukunft sicherstellen? Familienangehörige, Freunde und Nachbarn, die Privatwirtschaft oder der Staat? Der gesellschaftliche Wandel verlangt ein Neudenken des heutigen Modells, das stark auf die Familie und selbst zu finanzierende Leistungen baut.

Am Forum Gute Betreuung im Alter der Paul Schiller Stiftung vom 23. Mai 2019 erläuterte Prof. Dr. Carlo Knöpfel von der Fachhochschule Nordwestschweiz drei mögliche Szenarien der künftigen Altersbetreuung. Rund 30 Teilnehmende aus Fachorganisationen und Institutionen der Praxis, Politik, Bildung und Forschung, aus Organisationen von Seniorinnen, Senioren und Angehörigen, von Sozialpartnern sowie von Stiftungen, die im Bereich Alter tätig sind, diskutierten engagiert: Welche Chancen und Risiken bringen die Betreuungsmodelle mit sich und welche flankierenden Massnahmen sind nötig?

Koordination, Vernetzung und Erreichbarkeit für alle sind Aufgaben, für deren Sicherstellung der Staat gefordert ist.

Die Diskussionen zeigten auf, wie vielschichtig die Herausforderungen sind: Es gilt umzudenken – bezüglich Rollenbilder (die Familienfrauen betreuen die Älteren) genauso wie bezüglich der Wahrnehmung des Themas (wer will «betreut werden», geschweige denn «Hilflosen»entschädigung erhalten?). Zentral war die Frage, was Betreuung ist und was nicht. Eine wichtige Debatte, die es zu führen gilt. Genauso wie jene um Finanzierungsmodelle, die den individuellen Betreuungsbedürfnissen Rechnung tragen.

Einig waren sich die Teilnehmenden auch darin: Viel Potenzial geht heute verloren, weil sich Angebote konkurrieren anstatt aufeinander abgestimmt die tatsächlichen Bedürfnisse abzudecken. Koordination, Vernetzung und Erreichbarkeit für alle sind Aufgaben, für deren Sicherstellung der Staat gefordert sei. Und: Es braucht einen langen Atem, bis der Handlungsbedarf für die Betreuung im Alter auch auf politischer Ebene anerkannt wird.

Meinungen und Stimmungsbilder zu den drei Szenarien lieferte auch die Umfrage der Paul Schiller Stiftung.