Umfrage

Welchen Stellenwert hat Betreuung im Alter in der Schweizer Politik?

Mit kurzen Umfragen will die Paul Schiller Stiftung Meinungen und Stimmungsbilder erfassen, um damit dem Handlungsbedarf auch auf politischer Ebene immer wieder Nachdruck zu verleihen. Im Vorfeld der nationalen Wahlen wollten wir im August 2019 wissen, wer das Thema «Betreuung im Alter» bereits auf der politischen Agenda hat und wie das Engagement aussieht. Kandidierende für das nationale Parlament und weitere Interessierte geben Einblick in ihre politischen Aktivitäten zum Thema.

12.09.2019

Die Umfrage wurde sehr gezielt gestreut via Kantonalparteien an Kandidierende für National- und Ständerat sowie an fachlich und politisch Verantwortliche im Bereich Alter der grösseren Schweizer Städte, von Verbänden und Sozialpartner sowie an Forumsteilnehmende. Rund 160 Personen haben die Fragen beantwortet, über alle politischen Parteien hinweg: 70% der Teilnehmenden sind Kandidierende für das nationale Parlament oder sind bereits Mitglied davon. Viele kommen beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema Alter in Berührung. Die Erhebung ist nicht repräsentativ, gibt aber interessante Einblicke ins Denken von politisch Aktiven oder am Thema Interessierten.

Betreuung wird oft noch nicht als eigenständiges Feld gedacht.

Vorab ein Kurzfazit

94% der Teilnehmenden an der Umfrage geben an, dass «Betreuung im Alter» auf ihrer politischen Agenda steht. Zwei Drittel von ihnen betrachten Betreuung zusammen mit der Pflege. Trotzdem interessiert sich kaum jemand der Befragten für eine Definition von «Betreuung im Alter». Einsetzen wollen sie sich für die Finanzierung der Betreuung, für eine fachlich gute Betreuung sowie für die Sicherstellung der Qualität des Betreuungsangebots.

Dies deutet darauf hin, dass sich – verständlicherweise – nur jene Personen an der Umfrage beteiligt haben, die im Thema Alter engagiert sind. Und dass «Betreuung» oft noch nicht als eigenständiges Feld gedacht und nicht als ganzheitlich verstanden wird. Schön ist, dass es durch alle Parteien hindurch Interessierte gibt und der Bedarf an mehr Sensibilisierung für «Betreuung im Alter» erkannt wird.

Ergebnisse

An der Umfrage haben fast ausschliesslich Personen teilgenommen, die «Betreuung im Alter» bereits auf ihrer politischen Agenda haben. Dies heisst aber nicht, dass das Thema generell schon auf dem politischen Parkett angekommen ist.

In die Sensibilisierung für «Betreuung im Alter» investieren die Befragten am meisten. Aber auch in die parlamentarische Arbeit sowie in Vorstösse. Unter «andere Tätigkeiten» kommt sehr viel persönliches Engagement in Nachbarschaftshilfe, Aufbau von Anlaufstellen und Angeboten für Seniorinnen und Senioren zum Ausdruck. Sowohl als Privatperson als auch im beruflichen oder politischen Umfeld.

Die Bestrebungen für fachlich gute Ausbildungen, Qualifizierungen und Arbeitsbedingungen, für die Sicherstellung der Finanzierung der Betreuung im Alter sowie für die Sicherstellung der Qualität des Betreuungsangebots sind ähnlich hoch.

Interessant ist, dass es kaum jemandem ein Anliegen ist, sich für eine Definition von Betreuung und die Abgrenzung zur Pflege einzusetzen. Im Rahmen anderer Aktivitäten der Paul Schiller Stiftung (beispielsweise in den Diskussionen am ersten Forum gute Betreuung im Alter) kommt gerade die Notwendigkeit dieser Definition immer wieder zur Sprache. Daraus lässt sich schliessen, dass weitere Sensibilisierung nötig ist, damit Betreuung überhaupt als eigenständiges Feld gedacht, als ganzheitlich verstanden und nicht mit Pflege oder gar mit «Alterspolitik» gleichgesetzt wird. Dies bestätigen auch die Antworten auf die letzte Frage:

Betreuung wird zu 66% gemeinsam mit der Pflege betrachtet. Die anderen 34% geben an, Betreuung separat zu betrachten. Was das dahinterliegende Verständnis von Betreuung ist, bleibt aber offen.

Hoch erfreulich ist, dass die Teilnehmenden das Thema weiter diskutieren wollen: 80% haben ihren Kontakt angegeben. Die Paul Schiller Stiftung bleibt weiter dran, Betreuung im Alter immer wieder ins Gespräch zu bringen.