Umfrage

Gute Betreuung im Alter: Braucht es ein Anrecht für alle?

Mit kurzen Umfragen will die Paul Schiller Stiftung Meinungen und Stimmungsbilder erfassen, um damit dem Handlungsbedarf auch auf politischer Ebene immer wieder Nachdruck zu verleihen. Die erste Kurzumfrage starteten wir im April/Mai 2019 zur Frage, ob es ein Anrecht für alle auf gute Betreuung im Alter braucht.

15.04.2019

Fast 600 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Erhebung ist nicht repräsentativ, gibt aber Meinungen und Stimmungsbilder einer Gruppe wieder, die mit dem Thema aus persönlichen oder beruflichen Gründen vertraut ist. Rund 70% der Teilnehmenden sind über 50 Jahre alt, zwei Drittel der Antworten stammen von Frauen. Zur Umfrage wurde auf diversen themenverwandten Plattformen aufgerufen.

97% der Befragten befürworten ein Anrecht auf gute Betreuung im Alter.

Vorab ein Kurzfazit

Eine grosse Mehrheit der Teilnehmenden unterstützt ein Anrecht auf Betreuung im Alter für alle – bei den Frauen fast alle, bei den Männern immerhin drei Viertel.

Die Teilnehmenden sind zwar mehrheitlich der Ansicht, dass die Familie auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Betreuung älterer Menschen spielen soll. Gefragt nach der eigenen Betreuung in Zukunft, gehen aber viele davon aus, dass sie auf Angebote Dritter angewiesen sein werden. Der Staat und die Privatwirtschaft werden somit wichtiger.

Männer setzen noch eher darauf, in Zukunft von der Partnerin oder den Kindern betreut zu werden, als Frauen. Das mag Ausdruck eines traditionelles Rollenverständnisses der männlichen Antwortenden sein, von dem sich die weiblichen wohl verabschieden möchten.

Die Ergebnisse

Grosse Einigkeit besteht bei der Frage nach dem Anrecht auf gute Betreuung im Alter für alle. 86 Prozent stimmen zu, weitere 11 Prozent eher zu. Hier zeigen sich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. 92 Prozent der Frauen sind ohne Einschränkung für ein solches Anrecht, bei den Männern sind 74 Prozent dafür.

Die Familie soll in der Betreuung älterer Menschen zentral bleiben. 7 von 10 Personen stimmen dieser Aussage zu oder eher zu – Männer etwas häufiger als Frauen.

Gefragt nach der eigenen Betreuung in Zukunft kommt in den Antworten die Skepsis zum Ausdruck, ob die Familien künftig noch jene Rolle in der Betreuung älterer Familienangehöriger spielen kann, die sie heute einnimmt. Über 70% der Befragten gehen nicht oder eher nicht davon aus, dass sie später hauptsächlich durch Familienangehörige betreut werden. Auch hier zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer gehen häufiger als Frauen davon aus, dass Familienangehörige, hier wohl vor allem die Partnerin, sie betreuen werden. Für 35 Prozent der Männer, aber nur für 21 Prozent der Frauen trifft dies eher oder ganz zu.

Die künftige Rolle der Angebote aus der Privatwirtschaft wird eher skeptisch beurteilt. 6 von 10 Personen möchten nicht oder eher nicht, dass die Privatwirtschaft ein zentraler Akteur der Betreuung älterer Menschen wird. Hier gibt es nur geringe geschlechtsspezifische Differenzen.

Grosse Zustimmung findet die Aussage, wonach der Staat in Zukunft bei der Betreuung älterer Menschen eine wichtige Rolle übernehmen soll. 9 von 10 Personen sind dafür, dass die Betreuung älterer Menschen Teil des Service Public werden soll. Frauen stimmen dieser Aussage häufiger ohne Einschränkung zu, Männer sind häufiger nur eher zustimmend.

8 von 10 Personen gehen davon aus, dass sie später in erster Linie Betreuungsangebote Dritter, sei dies von der Privatwirtschaft oder vom Staat in Anspruch nehmen werden. Frauen stimmen dem noch etwas deutlicher zu als Männer.