Politik
Neue Recherchen liefern Grundlagen für Begriffsklärung
Nach der 2018 veröffentlichten Bestandsaufnahme im Bereich Betreuung liefert der «Wegweiser für gute Betreuung im Alter» die notwendige Begriffsklärung und formuliert die Anforderungen an eine qualitätsvolle Umsetzung.
Der Wegweiser kann ab Ende März 2020 heruntergeladen werden. Unter betreuung-im-alter@weissgrund.ch nehmen wir gerne Vorbestellungen für gedruckte Exemplare entgegen.
Rasch steigender Bedarf an guter Betreuung
Angesichts der doppelten Alterung – immer mehr Menschen werden immer älter – nimmt der Betreuungsbedarf sowohl Zuhause als auch in Pflege- und Altersheimen oder Spitälern zu. Verschärft wird diese Situation durch die Tatsache, dass immer weniger Angehörige zur Verfügung stehen, die Betreuung übernehmen können.
Unklare Definition von Betreuung
Die Betreuung und die Pflege älterer Menschen sind neben der gesicherten Finanzierung der Altersvorsorge zentrale Themen der Alterspolitik in der Schweiz. Das Bundesgesetz zur Krankenversicherung unterscheidet zwischen pflegerischen und betreuerischen Leistungen. Für die Pflege wurden Leistungen definiert, die gesetzlich geregelt allen Menschen in der Schweiz zustehen. Dabei wurde versäumt, auch die Merkmale der Betreuung näher zu definieren und ihre Finanzierung zu regeln.
In gesundheits- und sozialpolitischen Diskussionen steht oft die Pflege im Fokus, die Betreuung wird häufig nur mitgedacht. Und oft werden Betreuung und Pflege nur ungenau unterschieden.
Qualitätsanforderungen und Finanzierung nicht geregelt
Gute Betreuung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von freiwilligen und professionellen Betreuenden. Zuhause wird Betreuung hauptsächlich von Angehörigen, Freunden und Nachbarn geleistet. Fehlt das soziale Umfeld oder benötigen Angehörige selber Unterstützung, stehen zwar zum Teil Betreuungsangebote privater oder staatlicher Organisationen zur Verfügung. Bezahlen müssen die Betroffenen das jedoch in der Regel selber. Nicht alle können sich das leisten, und die öffentliche Hand bietet nicht genügend finanzielle Unterstützung.
In Pflege- und Altersheimen wird Betreuung über die Betreuungstaxe finanziert und mit Aktivierungs- wie auch Beschäftigungsmassnahmen erbracht. Welche Leistungen unter die Taxe fallen, ist unklar. Ebenfalls offen bleibt, ob die Angebote den Anforderungen an eine gute Betreuung und den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner gebührend Rechnung tragen.
Es ist darum notwendig zu klären, was unter guter Betreuung zu verstehen ist und wie das Sozialsystem und Institutionen der Schweiz die Betreuung als Bestandteil eines ganzheitlich gedachten Unterstützungsgefüges älterer Menschen einbeziehen. Nur wenn auch Betreuung die gebührende gesellschaftliche Anerkennung erhält, kann die Schweiz den Menschen ein selbstbestimmtes und gesundes Älterwerden und Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.
Die Autorinnen und Autoren: Prof. Dr. Carlo Knöpfel und Riccardo Pardini der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sowie Dr. phil. Claudia Heinzmann, aplica.
Herausgebende Stiftungskooperation: Age Stiftung, Beisheim Stiftung, MBF Foundations, Migros Kulturprozent, Paul Schiller Stiftung und Walder Stiftung. Swiss Foundations hat die Kooperation organisatorisch unterstützt.