Politik
BAG-Studien zeigen: Nicht finanzierte Betreuung ist eine grosse Herausforderung für Betroffene
Ganze neun Studien hat das Bundesamt für Gesundheit Ende Oktober und anfangs November rund um das Thema betreuende Angehörige publiziert. Einige davon machen auch höchst spannende Aussagen zu Betreuung von alten Menschen. Und bestätigen dabei den grossen Handlungsbedarf.
Eine gross angelegte Bevölkerungsbefragung offenbarte: Mindestens eine halbe Million Menschen in der Schweiz betreuen aktuell ihre Angehörigen – also jeder 13. Meistgenannte Arbeiten sind dabei finanzielle und administrative Aufgaben, Koordination und Planung, Hilfe im Alltag und Haushalt sowie emotionale und soziale Unterstützung. Aus den Resultaten geht auch hervor, dass für gut die Hälfte der Personen das Unterstützungsangebot nicht ihren Bedürfnissen entspricht. Die Studie zeigt somit die weite Verbreitung von ehrenamtlicher Betreuung und die Notwendigkeit das Betreuungsangebot weiterzuentwickeln, um diese besser zu entlasten.
Der Blick in die Kantone zeigt, dass sich die zuständigen Fachpersonen noch mehr Kampagnen wie zum Beispiel anlässlich des Tags der Angehörigenbetreuung wünschen. Vom Bund erwarten sie in den nächsten Jahren strategische Arbeiten und mehr Finanzen. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass der Fokus noch stärker auf die Gemeinden gelegt werden muss, da diese für viele Elemente zuständig sind, die in der Betreuung wichtig sind. Die Studie weist damit auf die Wichtigkeit der Kommunikationsarbeit und das Zusammenspiel der föderalen Ebenen hin.
Aus Sicht der Betreuung alter Menschen besonders aufschlussreich ist die Studie zur finanziellen Tragbarkeit. Sie untersucht zwölf sehr unterschiedliche reale Beispiele einer geleisteten Betreuung – darunter auch fünf Beispiele, in denen Betreuung für alte Menschen geleistet wird. Die Berechnungen zeigen einerseits eindrücklich, wie unterschiedlich das Portemonnaie der Familien belastet wird, je nach dem in welchem Kanton sie wohnen. Und sie formuliert ein klares Fazit: Das Problem ist die ungesicherte Finanzierung der Betreuung: «Die Ergebnisse zeigen, dass Probleme mit der finanziellen Tragbarkeit (…) kaum durch die Kosten von Pflege im engeren Sinn und medizinischen Leistungen entstehen (…). Ein viel gravierender Punkt ist oftmals, dass die Kosten für Betreuung, die notwendige Präsenz und Überwachung von keiner Sozialversicherung gedeckt sind.»